Dazu schreiben die Datenschützer Rhein-Main jetzt Folgendes:
"Am 16.09.2014 vermeldet die gematik auf Ihrer Homepage: „Die gematik hat der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg den Zuschlag für die Evaluation des größten Vernetzungsprojekts des deutschen Gesundheitswesens erteilt. Die Universität wird im nächsten Jahr die Erprobung der Vernetzung sowie das Zusammenspiel mit der elektronischen Gesundheitskarte in 1000 Praxen und zehn Krankenhäusern wissenschaftlich begleiten… ‚Ich freue mich sehr, dass uns die FAU mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in der Erprobung begleiten wird. So stellen wir sicher, dass zusätzlich zu den Erprobungsdaten aus dem technischen Zusammenspiel aller Komponenten auch die überaus wichtige Sicht der Menschen, die mit dieser Technik und den neuen Anwendungen in den Praxen und Kliniken zu tun haben, berücksichtigt wird‘, so Prof. Dr. Arno Elmer, Hauptgeschäftsführer der gematik GmbH.
Lieber Herr Prof. Dr. Oliver Schöffski von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Medizinische Informatik: Dem geneigten und informierten Leser stellen sich Fragen…
Nach dem Kongress Telemed 2013 im Juli 2013 wurde ein Beitrag unter dem Titel „Datenschutzkonforme Sekundärnutzung strukturierter und freitextlicher Daten mittels Cloud-Architektur“ veröffentlicht. Am Ende des Beitrags ist zu lesen: „Danksagung Das cloud4health-Konsortium besteht aus der Averbis GmbH (Konsortialführer), der RHÖN-KLINIKUM AG, der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., dem Fraunhofer-Institut SCAI und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Das Projekt wird im Zeitraum 12 / 2011 – 11 / 2014 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Förderprogramm Trusted Cloud gefördert.“ (Quelle: http://www.telemed-berlin.de/telemed/2013/beitrag/beitrag_leb488_508.pdf).
Wie pflegt der Volksmund zu sagen: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing – oder auch: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!
Weniger volkstümlich ausgedrückt: Kann die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Medizinische Informatik, die Mitglied im cloud4health-Konsortium und damit auf Big-data-Auswertungen im Medizinbereich spezialisiert ist, ohne interessengeleitet zu sein, ein unabhängiges Gutachten erstellen für eine Anwendung, durch die erst Big-data-Auswertungen möglich gemacht werden sollen?
Zweifel sind mehr als angebracht!" Zitat Ende, weiter hier auf der Website der Datenschützer Rhein-Main
Datensicherheitsexperte Rolf Lenkewitz zum Thema "Sekundärnutzung von Routinedaten und Cloud Computing" (dem Geschäftsfeld der "wissenschaftlichen Auswerter" der eGK Tests aus Erlangen kommentiert hier:
"Der Aspekt "Datenschutzkonforme Sekundärnutzung strukturierter und freitextlicher Daten mittels Cloud-Architektur“ ist Big Data Auswertung in seiner reinsten Form nun für die letzte Bastion bisher schwer zugänglicher Medizindaten! Vor Monaten wurde auf dieser Webseite darauf aufmerksam gemacht:
http://www.ocmts.de/egk/html/4___all_in_one.html
Selbst wenn einzelne Datenpakete der Versicherten verschlüsselt sind, die 'daneben' liegenden lesbaren "Sekundärdaten" sind das Gold der DataMining-Architekten, die diese Daten auswerten und nutzen wollten.
Big Data und Big Brother in der schönen neuen Welt der gläsernen Patienten. Darauf ist man scharf! Die wissenschaftliche Elite verhält sich in hohem Maße unverantwortlich gegenüber der Gesellschaft weil keine alternativen Konzepte und Modelle für das Medizinwesen entwickelt werden, die aus einem demokratischen Kollaborationsprozess stammen."
R.Lenkewitz, 20.9.2014